| Historische Aufnahmen der Ottweiler Synagoge
Der Platz vor der Synagoge, früher Schlossplatz, heute Schlosshof genannt, war in früherer Zeit ein beliebter Schauplatz für die Ansammlung von Menschenmassen.
Prämienmarkt in Ottweiler am 17. August 1892. Im Hintergrund links die Häuserzeile, an die sich die Synagoge (nicht mehr im Bild) anschließt. Neben der Synagoge befanden sich in dem von der jüdischen Gemeinde im Jahre 1803 erstandenen Gebäudekomplex auch die jüdische Elementarschule und die Wohnung des jüdischen Lehrers Samuel Levy.
Kaisers Geburtstag am 27. Januar 1914. Die Rednerbühne ist auf dem Podest der Synagogentreppe aufgebaut und festlich geschmückt. Das kaisertreue Ottweiler ist pflichtgemäß erschienen.
Erneutes pflichtgemäßes Erscheinen in Ottweiler, gut zwanzig Jahre später: Massenkundgebung auf dem Schlossplatz am 2. März 1935 aus Anlass des Besuchs von Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß. Die Begeisterung kannte damals offenbar keine Grenzen, ganz Ottweiler versank in einem Fahnenmeer.
Die Organisatoren dieser Massenveranstaltung wählten nicht mehr die Synagogentreppe für das Rednerpult. Die Nazis wollten die Synagoge nicht im Rücken sondern im Blick haben.
Der Pogrom gegen die Ottweiler Juden
Nur vier Jahre später: In der Pogromnacht vom 8. auf den 9. November 1938, von den Nazis verharmlosend als „Reichskristallnacht“ bezeichnet, wird die Inneneinrichtung der Ottweiler Synagoge zerstört und auf dem Schlossplatz öffentlich verbrannt. Die in Ottweiler geborene Jüdin Ruth Hronsky, geborene Salm, fasste am 10. Mai 1988 in einem aus ihrer neuen Heimat Israel in ihre Geburtsstadt verfassten Brief zusammen: »Das damalige Ottweiler hat brav und gründlich, bis zum letzten Mann seine „Judenfrage“ gelöst. Und der Himmel hat geschwiegen«.
Zwischen beiden Aufnahmen liegen nur wenige Jahre: oben ein jüdisches Hochzeitspaar in den 1920-er Jahren auf der Treppe der Synagoge, unten die Wehrmacht vor dem zerstörten Gotteshaus im Kriegsjahr 1940.
Kurze Zeit später wird auch die verbliebene Ruine restlos abgebrochen.
Auch zwischen den beiden folgenden, aus gleicher Perspektive entstandenen Aufnahmen liegen nur 17 Jahre: zunächst ein Luftbild der Ottweiler Altstadt aus dem Jahre 1935 mit der in der Bildmitte deutlich erkennbaren Synagoge, danach eine Flugaufnahme von 1952. Die Synagoge ist verschwunden.
↑ Synagoge ↑ ↑ Der Platz ist leer ↑ Mit der Synagoge ist auch das Judentum aus Ottweiler verschwunden. Es wurde gewaltsam und gnadenlos ausgelöscht.
Im Fornarohof, dem Innenbereich der neu gestalteten Ringbebauung auf dem Schlosshof, wurde aus Anlass des 50. Jahrestages des Pogroms gegen die Ottweiler Juden und auf Initiative des evangelischen Kirchenkreises Ottweiler ein vom Saarbrücker Architekten Christoph Seeberger geschaffenes Mahnmal errichtet. Die aus Trümmern in der Form eines Davidsterns herausragende Stele trägt die Aufschrift:
ZUM GEDENKEN AN DAS JÜDISCHE GOTTESHAUS
VOM RASSENWAHN VERBLENDETE DEUTSCHE SCHÄNDETEN ES 1938
DER VERNICHTUNG DER SYNAGOGEN FOLGTE DER MORD AM JÜDISCHN VOLK
SICH ERINNERN BRINGT ERLÖSUNG VERDRÄNGEN HÄLT DIE ERLÖSUNG AUF
Zur Erinnerung an den Pogrom gegen die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger laden die Stadt Ottweiler und die evangelische und katholische Kirchengemeinde am 9. November eines jeden Jahres an dieser Stelle zu einer gemeinsamen Gedenkfeier ein.
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